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Vorheriges Los | Zurück | Nächstes Los | Losnr.: | 1017 (Deutschland TOP 20) | Titel: | Metallurgische Gesellschaft | Auflistung: | Actie 150 Thaler 8.3.1858 (R 10). | Ausruf: | 3.000,00 EUR | Ausgabe- datum: | 08.03.1858 | Ausgabe- ort: | Aachen | Abbildung: | | Stücknr.: | 4451 | Info: | Sensationell: Mit dieser Aktie werden erstmals die Wurzeln der Stolberger Zink AG für Bergbau und Hüttenbetrieb dokumentiert! Anfang des 19. Jh. versank die alte Zunftherrlichkeit, die neue Gewerbefreiheit setzte ungeahnte Kräfte frei. Für das Aachener Industrierevier brachte die Eröffnung der Eisenbahnstrecke Köln-Aachen 1841 gewaltige Umschichtungen. Von ihnen wurde auch die Stolberger Messing-Industrie betroffen: Sie verlor ihren Standortvorteil in der Nähe der Galmei-Lager durch die wachsende Erzeugung von metallischem Zink. Die junge Zink-Industrie wiederum sah sich sehr starker belgischer und oberschlesischer Konkurrenz ausgesetzt, außerdem war zuerst noch das Problem der großtechnischen Zinkblende-Verhüttung zu lösen. Alles zusammen erforderte große Kapitalien, die nicht ohne weiteres zur Verfügung standen. Unter Führung von John Cockerill fanden sich deshalb im März 1838 Kaufleute und Grubenbesitzer zur Gründung der "Metallurgischen Gesellschaft zu Stolberg" zusammen, um "Galmei, feuerfeste Tonerde sowie Eisenstein und Bleierze zu gewinnen, Zink zu fabrizieren und zu walzen, ferner Eisen- und Bleierze zu schmelzen und diese sowohl als Kupfer und Messing zu walzen, Konzessionen für die Gewinnung von Erzen und Steinkohle nachzusuchen und zu erwerben und endlich die gedachten Metalle in allen, dem Handel anzupassenden Formen, zu verarbeiten". Mit von der Partie waren bei der Gründung neben John und James Cockerill auch Ferdinand Pirlot in Lüttich, Barthold Suermondt zu Aachen, Friedrich Thyssen, Direktor der Drahtfabrik in Eschweiler und Vorfahre der bekannten Industriellen-Familie und das Kölner Bankhaus Salomon Oppenheim jr. & Cie. Landesherrlich genehmigt wurde die Gesellschaft am 28.5.1838 mit Nachträgen vom 10.9.1849 und vom 8.3.1858. John Cockerill, der sich zu dieser Zeit von seinen ausländischen Interessen zu lösen begann, brachte in die Metallurgische Gesellschaft die Zinkhütte Münsterbusch, das Bergwerk Herrenberg und weitere Gruben ein. Erworben wurden ferner 1839 die Konzession auf die Grube Glücksburg, 1840 die Gruben Ferdinand, Kirchfeld und Heidgen, Konstantia, Georg, John bei Gey und 1841 die Grube Bergmannshoffnung. Die beginnende industrielle Revolution rief sogleich auch Glücksritter auf den Plan: Einer von ihnen war der Marquis Henri Etienne Bernard de Sassenay. Seine Vergangenheit lag im Dunkeln, wahrscheinlich war er Marquis von eigenen Gnaden und stammte wie so mancher große Abenteurer aus der Levante. Er besaß im Departement Eure ein Walzwerk. Gerüchte wollten wissen, daß er Paris seiner Schulden wegen hatte verlassen müssen. Aber er besaß die Fähigkeit, Menschen für sich einzunehmen und von seinen Ideen zu überzeugen. So gelang es ihm, 1840/41 von der Metallurgischen Gesellschaft auf 25 Jahre die gesamte Einrichtung zur Verhüttung und Walzung von Zink sowie den gesamten bergwerklichen Besitz zu pachten. Schon ein Jahr darauf erwarb er von den Erben von James Cockerill die James-Grube; damit erhielt die Zinkhütte ihre Kohlen aus Schächten in unmittelbarer Nähe. Als nächstes wollte sich de Sasseney aus dem Pachtvertrag lösen, indem er das Vermögen der Metallurgischen Gesellschaft ankaufte. Auch hier stieß er auf keinen Widerstand und es gelang ihm, mit Hilfe des Bankhauses Oppenheim, am 10.3.1845 für 450.000 Thaler das gesamte Gesellschaftsvermögen (Zinkhütte, Walzwerk und alle Bergwerke) für die Kommanditgesellschaft de Sasseney & Cie. zu erwerben. Am 5.7.1845 (gerade erst war im Nov. 1843 das preußische Aktiengesetz erschienen) wurde die "Gesellschaft für Bergbau und Zinkfabrikation zu Stolberg" gegründet. Fast die Hälfte der Aktien gehörte dem Pariser Bankhaus Gouin & Co. Weitere bekannte Aktionäre waren Graf Anton Moritz d'Agoult, Pair von Paris und Gouverneur der Bank von Frankreich, sowie der Kölner Bankier Simon Oppenheim. De Sassenay erzielte, keine 4 Monate nachdem er das Unternehmen für 450.000 Thaler erworben hatte, einen Kaufpreis (einschließlich Schuldenübernahme) von 2.160.000 Thalern, hatte also seinen Einsatz fast verfünffacht. Fortan spielten er und seine Helfershelfer den Aktionären heile Welt vor und erwarben als Krönung im Aug. 1853 vom Rheinisch-Westfälischen Bergwerksverein für 1 Mio. Thaler (das Doppelte des wirklichen Wertes) den Ramsbecker Bergwerksbesitz in Westfalen, woraufhin der Name "Aktiengesellschaft für Bergbau, Blei- und Zinkfabrikation zu Stolberg und in Westfalen" angenommen wurde. Man plante in der stillen Ramsbecker Landschaft nicht weniger als das größte Industriezentrum Europas, ferner sollten bei Dortmund Steinkohlegerechtsame erworben und eine große Zinkhütte errichtet werden. Für das vielversprechende Unternehmen bewilligten Verwaltungsrat und Banken widerspruchslos jeden gewünschten Betrag. Im August 1854 übernahm es de Sasseney, Mitgliedern des Verwaltungsrates den Ramsbecker Betrieb zu zeigen. Es wurde ein vielbesprochenes gesellschaftliches Ereignis, die Gäste erschienen mit Damen und zahlreicher Dienerschaft und wurden prächtig bewirtet. Den Höhepunkt des Festes bildete die Veranstaltung "der Silberblick". De Sasseney behauptete einen hohen Silberanteil in den in Ramsbeck gewonnenen Bleierzen und ließ zum Beweis einen Schmelzprozeß vorführen, bei dem geläutertes Silber in Erscheinung trat. Es wurde das Tagesgespräch in den Pariser Salons und der Aktienkurs entwickelte sich kometenhaft. Nur de Sasseney und die Werkmeister wußten, daß "der Silberblick" nicht dem gewonnenen Erz zu verdanken war, sondern daß dem Bleiguß heimlich eingeschmolzene Silbermünzen beigefügt worden waren. Vier Wochen später, am 29.3.1855, mußte das Unternehmen seine Zahlungsunfähigkeit erklären. Am 7.4.1855 tauchte der Generaldirektor de Sasseney unter Hinterlassung erheblicher Schulden unter. Die Metallurgische Gesellschaft berührte dies freilich nicht mehr, hatte sie ihren industriellen Besitz doch schon vor Jahren verkauft und verwaltete nur noch das aus dem Kaufpreis resultierende Vermögen. Jahre später entdeckte man de Sasseney bei Neapel wieder, wo er in der ersten Gesellschaft ein glänzendes Leben führte. Die Stolberger Zink aber wurde von dem hochbegabten Elberfelder Bankier Wilhelm von der Heydt aus der schweren Krise herausgeführt und brachte es schließlich am Ende des 20. Jh. zur ältesten aller immer noch börsennotierten deutschen Industrie-Aktiengesellschaften. Nachdem 1974 in der Ägide der Metallgesellschaft als Großaktionär die restlichen Werke abgegeben wurden, blieb nur noch ein Börsenmantel mit riesigem Grundbesitz übrig. Mit der "New-Economy-Euphorie" kam der neue Großaktionär Minninger: Im Nov. 1998 wurden vier Telefongesellschaften erworben, im Mai 1999 Umfirmierung in Stolberger Telecom AG. Verkaufen wollte man die Telekommunikation über die Geschäfte der ebenfalls Minninger gehörenden Süßwarenkette Most AG - daraus wurde aber nichts, und der heutige Börsenkurs von 49 cents läßt die Ausmaße des Flops erahnen. Ähnlichkeiten zu den Potemkin'schen Dörfern des Herrn de Sasseney 1 1/2 Jahrhundert zuvor wären rein zufällig und ein entsprechender Vergleich nur aus der böswilligen New-Economy-Phobie des Verfassers zu erklären. | Besonder-heiten: | Überhaupt eine der industrie- und finanzgeschichtlich bedeutendsten Aktien, die wir kennen. Mit drei Originalunterschriften. | Verfügbar: | Ausgestellt auf Johan Hendrik Floris van Ewijck, Lord von Oostbroek und De Bilt (1821-1885), Richter am Bezirksgericht in Maarsen. Nur 3 Stücke wurden 2001 in altem Erbschaftsbesitz gefunden. (R 10) | Erhaltung: | EF-. | Zuschlag: | offen |
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